WITTELSBACHER
BRUNNEN AM LENBACHPLATZ |
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Bilder
und Videos aufgenommen am 21.06.2020, am 05.04.2021 und am 19.05.2023
(Nachtaufnahmen) |
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Am
Eingang eines kleinen, sehr anmutigen Parks am Maximiliansplatz im Stadtbezirk
03 - Maxvorstadt steht der Wittelsbacherbrunnen, eines der Highlights
unter den Münchner Brunnen. Es handelt sich hier um einen städtischen
Brunnen und um ein Baudenkmal (D-1-62-000-3825). Der Wittelsbacher Brunnen
wurde 1895 von Adolf von Hildebrand vollendet, er ist eine der schönsten
Brunnenschöpfungen des 19. Jahrhunderts. Anlass war die Fertigstellung
der Wasserleitungen aller Münchner Haushalte 1895. Adolf von Hildebrand
wurde bei der Planung von dem antikbarocken Zeitgeist inspiriert. Im Zentrum
der monumentalen Brunnenanlage erhebt sich eine zweistöckige, reliefierte
Kalksteinschale, die rechts und links von Marmorgruppen gerahmt wird,
in denen sich die zerstörende und die fruchtbringende Kraft des Wassers
darstellt. Jene ist durch einen Mann symbolisiert, der auf einem Wasserpferd
reitet und einen Felsstein schleudert, es ist das Gebirgswasser gemeint,
welches das Geröll mit sich führt; diese durch ein Weib, das
auf einem Wasserstier reitet und eine Schale in der Hand hält; der
das Land befruchtende ruhige Strom. Die Figuren des Wittelsbacher Brunnens
stellen eine Allegorie für die Kraft und den Segen des Wassers dar.
Er ist eine städtebaulich wie bildhauerisch gelungene Arbeit des
Neu - Hochbarocks (Klassizismus) mit antiken Elementen von Adolf von Hildebrand.
Hildebrand konnte scheinbar aus einem gigantischen Fundus von Ideen für
jede Situation die passende auswählen. Seine Schaffenskraft, die
auch heute noch zu bestaunen ist, wird durch ein einzigartiges Wesen,
durch sein Persönlichkeitsbild geprägt, das sich in jedem seiner
Brunnen wiederfindet. Der wahrhaftigeste Brunnen von allen ist der Wittelsbacher
Brunnen. Sein Gleichklang und dessen Wirkung, die er auf den Platz und
die Umgebung ausübt, sind großartig. Der fast unerschöpfliche
Reichtum an gestalterischen Nuancen ist reich. Die beiden Hauptgruppen,
zur Linken der steinewerfende Mann auf seinem Wasserpferd sitzend, vergegenwärtigt
die zerstörerische Kraft das Wassers, und zur Rechten die Wasserstierreiterin,
die Sanfte, mit ihrer großen Schale, vermittelt die aufbauende Kraft
des Wassers. Beide Figuren sind aus Untersberger Marmor. Es finden sich
noch unzählige feingearbeitete Reliefs aus der gesamten Natur des
Wassers: Schildkröte, Seepferd, Krebs, Aal, Hecht. Alle haben ihre
Aufgabe in diesem System und spielen mit dem Auge des Betrachters. Flankiert
werden diese von kleinen Portalen, in ihnen stehen kleine wunderbare,
Wasser spuckende Wesen, die aus Hildebrands Vorstellungskraft entsprangen.
Das obere Becken lebt ebenso von allerlei grinsenden Fischköpfen,
die wohl jeden Moment das Becken verlassen würden, wenn sie nur könnten.
Viel Spass scheint Hildebrand auch mit der Fertigung des Schafts, der
die beiden mittleren Schalen trägt, gehabt zu haben. Er hat ihn mit
vier liebenswürdigen Masken im Relief ausgeschmückt. Viele gewaltige
Brunnen, die ihr Aussehen nur dadurch erlangen, weil sie mit Wasser beschickt
werden, können diesem selbst dann nicht das Wasser reichen, sollte
eben dieses einmal versiegen. Aus Anlass der Errichtung und Fertigstellung
der neuen Münchner Wasserleitung fällte man den Entschluss zur
Ausschmückung auf dem damals noch zum Maximiliansplatz gehörigen
Teilstück, dem heutigen Lenbachplatz, eine Brunnenanlage zu platzieren.
Nun verdanken wir dem Maler Seitz die Entstehung dieser Anlage aus den
Händen von Hildebrand. Vor der Verwirklichung eines möglichen
Brunnens an diesem Platz wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben. Die Auswahl
an eingegangen Entwürfen, sogar als reale Modelle, war überwältigend,
allerdings deren Erscheinungsbilder unerträglich. So stand die Jury,
die unter anderem aus dem Maler Rudolph Seitz, Ferdinand von Miller, Gabriel
Seidl und Hildebrand selbst bestand, allen Einsendungen ablehnend gegenüber.
Die Satzung sah vor, dass keiner der Jury Beisitzenden selbst einen eigenen
Entwurf vorbringen dürfe. Seitz aber wusste von Hildebrands bereits
eigens erdachten Ideen, und so überzeugte Seitz die Teilnehmenden,
dass Hildebrand aus der Jury austreten und zu einem neuerlichen Termin
einen eigenen Vorschlag einbringen dürfe. Andere Teilnehmer des Wettbewerbs
hatten auch die Möglichkeit, einen neuen Vorschlag zu unterbreiten.
So wurden zum neu gestarteten zweiten Wettbewerb wieder einige Modelle
eingebracht, aber Hildebrands Ausführung war vollends anders als
alle bisher gezeigten Vorlagen. Die Jury war begeistert und übertrug
Hildebrand einstimmig die Ausführung dieses für uns noch heute
erstaunlichen Meisterwerks des Brunnenbaus und der Architektur. Zur Ausführung
aller Steinmetzarbeiten wurde Hildebrand, La Roche, Erwin Kurz und der
Fa. Zwiesler und deren Mitarbeiter eine große, leerstehende Turnhalle
unmittelbar am Hauptbahnhof, am sogenannten Maffeianger an der Arnulfstraße
122 B, zur Verfügung gestellt. Dies zum einen, da der Transport der
gigantischen Steinblöcke per Bahn einfacher war, zum anderen wegen
der Nähe zum zukünftigen Standort. Die Ausführung zog sich
allerdings noch einige Monate hin, da zum einfacheren Transport der tonnenschweren
Blöcke nur die Winterzeit mit gefrorenem Boden genutzt werden konnte.
Der angedachte Enthüllungstermin im September 1894 konnte nicht eingehalten
werden. Zu Beginn der Arbeiten im Jahre 1891 in dieser Halle, wurden die
ersten Tonmodelle der gigantischen Brunnenanalge geformt. Hildebrands
Tochter Irene, Theodor Georgiis spätere Ehegattin, damals 11 Jahre
alt, war wieder einmal in der Halle; sie besuchte ab und zu ihres Vaters
Arbeiten. Die vielen anderen Künstler, Helfer, Bildhauer und Freunde
waren gerade damit beschäftigt, die neu geformten Tonmodelle auf
einem Postament zu postieren, als dieses Gerüst zusammenbrach, und
das zuvor mit viel Mühe Geformte war mit einem Schlag vernichtet.
Wenige Zeit darauf kam auch Hildebrand hinzu, verlor kaum ein Wort, und
es wurde sofort wieder mit der Arbeit begonnen. Theodor Georgii berichtet
in seinen Erzählungen, dass Hildebrand nach schon fast vollendeter
Arbeit noch Änderungen an der schon frei gestellten Figur vornahm,
obwohl schon alle Teile ihre Positionspunkte zugewiesen bekommen hatten.
Seine Überlegungen konnte er aber nicht mehr wie gewünscht ausführen,
da nicht mehr genügend Steinmaterial zur Verfügung stand. Georgii
konnte anhand dieser von Hildebrand einst erdachten, aber nicht mehr vollendeten
Gedankengänge an dem nach Kriegszerstörung neu zu schaffenden
Steinewerfer Monument diese Änderungen in die neue Figur einfließen
lassen. Das Brunnenmonument wurde am 15. Juni 1895 feierlich eingeweiht.
Der 25. Luftschlag, der am 16. Juli 1944 gegen München durchgeführt
wurde, verursachte die mit Abstand größten Schäden im
Verlauf der alliierten Bombenangriffe zwischen 1940 und 1945. An jenem
Tag wurde auch der Bereich am Lenbachplatz schwer getroffen. Ab 9:10 Uhr
bis nach 10:52 Uhr flogen über 800 Flugzeuge ihre Angriffe auf Oberbayern
und das Zentrum von München. Es traf auch den wasserreitenden Steinewerfer,
die zerstörende Kraft des Wassers darstellend, der hierdurch den
größten Schaden der gesamten Brunnenanlage erlitt. Im Januar
des Jahres 1946 berichtete Wilhelm Hausenstein in seinen Münchner
Erzählungen auch über diesen beschädigten Brunnen. Nach
dem Krieg wurde zerstörtes durch Prof. Th. Georgii wieder hergestellt.
Seit dem 03.10.1952 lebt der Brunnen und rauschen die Wasser wieder. An
dem großen Auffangbecken, auf der Rückseite der Anlage, in
der Beckenwandmitte ist zu lesen: WITTELSBACHER-BRUNNEN GESTALTET 1895 VON ADOLF VON HILDEBRAND Wissenswert sind noch folgende Zeilen:"Als der sogenannte Wittelsbacherbrunnen, der ewig an die fortschrittliche Wasserversorgung Münchens erinnern sollte, im Juni 1895 vom Prinzregenten feierlich eröffnet wurde, da war sein Schöpfer, der berühmte Bildhauer Adolf von Hildebrand, mit der handwerklichen Ausführung keineswegs zufrieden. Die allegorischen Gebilde erschienen ihm zu hell, so dass er frühmorgens eigenhändig eine dunklere Farbe auftrug. Die Münchner und ihre Presse spöttelten noch lange über den neuen "Malzkaffee-Brunnen". Heute gehört er zu Münchens meistfotografierten Bauwerken." |
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