"SCHMIED VON KOCHEL" BRUNNEN
   
Stadtbezirk 06 - Sendling
   
Bilder und Videos aufgenommen am 11.07.2022
 
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
Der "Schmied von Kochel" Brunnen befindet sich in der Lindwurmstraße im Stadtbezirk 06 - Sendling. Es ist eine der schönsten Anlagen in München - Sendling. Sie erinnert an Baltes, den Schmied von Kochel. Sie stammt aus den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts und steht am oberen Ende der Lindwurmstraße, Ecke Plinganserstraße gegenüber der alten Sendlinger Kirche. Die Treppenanlage mit dem Denkmal, der Figur des Schmieds von Kochel und dem vorgemauerten Brunnen verbindet über einen Treppenaufgang die Lindwurmstraße mit der Lipowskystraße, heute als Daumillerweg bekannt. Der Architekt Carl Sattler entwarf in Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Karl Ebbinghaus das ab 1906 bis in die Jahre 1911 erbaute architektonische Kleinod, das sich in den Hang und an den Straßenverlauf einschmiegt. Am 12. August 1911 wurde das Denkmal unter großem Beifall der Bürger und Stifter der Stadtgemeinde Sendling und damit der Öffentlichkeit übergeben. Heute sieht man von der einstigen Pracht fast nichts mehr. Die kleine Hangkante ist von Büschen und Bäumen überwuchert. Der Tuffkalkstein ist durch die Umwelteinflüsse schon recht angenagt. Die wunderbare schmiedeeiserne Straßenlaterne vor der Treppe auf dem Gehweg der Lindwurmstraße ist schon seit Jahrzehnten verschwunden. Die vorbeifahrenden Autokolonnen und deren Fahrer übersehen in ihrem Eifer und dem Kampf gegen die Zeit das prächtige Stück Schaffenskraft der Künstler jener vergangenen Tage. Um den Höhenunterschied zwischen der Lindwurmstraße und der Lipowskistraße, heute Daumillerweg genannt, abkürzen zu können, hat man eine Freitreppe in den Hang gelegt. Der aus Tuffkalkstein gemauerte Unterbau trägt die aus der Gießerei Noack in München stammende und aus Bronzeguss gefertigte 2,60 m hohe Plastik des “Schmiedes von Kochel“. Nur mit einem Lederschurz bekleidet hält er mit der linken Hand die schwere Fahne über der Schulter und mit der rechten Hand einen geneigten Morgenstern, eine Hiebwaffe. Ideengeber für den Brunnen und das Denkmal war Archivrat Ernst von Destouches. Der Schmied von Kochel ist eine sagenhafte Gestalt aus der bayerischen Geschichte, die vor allem in Oberbayern als Volksheld angesehen wird. Nach der Legende soll er Soldat im Großen Türkenkrieg gewesen sein. Nur mit einer Stange bewaffnet, soll er das Stadttor von Belgrad eingerammt haben. Eine vom Kurfürsten angebotene Belohnung für seine Heldentaten habe der Schmied abgelehnt. Während der Besetzung Bayerns durch kaiserliche Truppen des Habsburgers Joseph I. im Spanischen Erbfolgekrieg soll er einer der Anführer des Bauernaufstandes gewesen sein, der in der Sendlinger Mordweihnacht (1705) gipfelte. Literarisch wird der Schmied von Kochel zu dieser Zeit als über 70-jähriger Mann von großer Statur und Kraft beschrieben. Für den Aufstand soll er sich eine über einen Zentner schwere, mit Nägeln gespickte Keule gefertigt haben. Am Abend des Massakers bei der alten Sendlinger Pfarrkirche kämpfte der Schmied in den Reihen der Aufständischen gegen die Besatzer und soll – heroisch – als letzter Mann gefallen sein. Nach ihm wurde 1878 in Sendling die Schmied - Kochel - Straße benannt. Während der Regierungszeit von Kurfürst Max Emanuel von Wittelsbach (1662 - 1726) entbrennt um sein Erbe der spanische Erbfolgekrieg von 1701 - 1704. Bayern steht an der Seite von Frankreich gegen Österreich - Habsburg. Das bayerisch - französische Heer wird 1704 besiegt, kaiserlich - österreichische Truppen besetzen Bayern. Die Herrscherfamilie muss fliehen. Infolge der großen Bedrückung verabreden sich die Bauern des bayerischen Oberlandes, dass in der Christnacht des Jahres 1705 München wieder bayerisch werden soll. Doch der Plan wurde verraten. Mit Musketen und Kanonen gut ausgerüstete kaiserliche Truppen erwarteten die Oberländer, die mit Sensen, Morgensternen und nur wenigen Büchsen ihrem Feind unterlegen waren. Nach erfolglosem Sturm auf München wurden die Aufständischen unter der Führung des "Schmieds von Kochel" in der "Sendlinger Bauernschlacht" von der habsburgischen Armee unter General de Wendt in der Nacht zum 25. Dezember 1705 auf unvorstellbar grausame Weise bei Sendling hingemetzelt. Was für die Schweizer Wilhelm Tell und für die Südtiroler Andreas Hofer war, ist für die Bayern der Schmied von Kochel.

An der Böschungsmauer auf der rechten Seite, seitlich, ist die eigentliche Gedenktafel angebracht; auf ihr ist zu lesen:

-"Den heldenmütigen Vaterlandsverteidigern - aus dem bayerischen Oberlande - und ihren Bundesgenossen - den Zimmerleuten aus der Au. -
dann den Münchner Bürgern - Joh. Jäger, Ratsherr. Joh. Sebastian Senser, Ratsherr. - und Johann Georg Khindler, - sowie den churbayerischen Offizieren - Johann Clanze und Johann Georg Aberle - welche ihre Treue zu Fürst, Vaterland und Vaterstadt
- durch den Tod besiegelt.
- Zum immerwährenden Andenken!"
An der Vorderseite über dem Brunnenbecken sind einige Inschriften angebracht; zu lesen ist:

"Zum Gedächtnis - der oberbayerischen - Landeserhebung und der - Sendlinger Bauernschlacht - 1705"
Auf der Rückseite am Sockelrand, oben an der Hangkante ist zu lesen:

"Bei der II Hunderjahrfeier - der Sendlinger Bauernschlacht - gestiftet von der - Stadtgemeinde München - im Jahre 1906"
Es handelt sich hier um einen - Trinkwasser führenden - städtischen Brunnen und um ein Baudenkmal (D-1-62-000-4011).


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