Der "Klangbrunnen" befindet
sich im Garten der Wohn - und Werkstätten für Blinde und Sehbehinderte
("SWW") am Roßtalerweg im Stadtbezirk 17 - Obergiesing
- Fasangarten. Der Brunnen wurde von den Gebrüdern Francois und
Bernard Baschet entworfen. Francois Baschet war ein Klangkünstler
und Bildhauer. Weiterhin waren folgende Personen am Brunnen, der am
08.07.2004 eröffnet wurde, beteiligt: Christian Fritz, Gärtner.
Stephan Hartmann, Töpfer. Heinz Kiesel, Installateur. Mathias Larasser,
Kunstschmied. Michael Lohner, SWW. Thomas Plankl, Elektriker. Herman
Salm, Landschaftsarchitekt. Kunigunde Thiess, SWW. Gestiftet wurde der
Brunnen von der BMW Niederlassung München und der Karl Hugo Ammer
Stiftung.
Bei diesem Brunnen handelt es sich um einen privaten Brunnen.
Einem dem Brunnen gewidmeten Heftchen habe ich folgende Zeilen entnommen:
"Bis in die 70er Jahre hieß
das Gelände der SWW "Chiemseeplatz". Der 1956 dort errichtete
Brunnen nach einem Entwurf von Prof. E.A. Rauch bildete in seinem großen
Wasserbecken diesen See nach und war durch eine dramatische Szene belebt:
Eine Meerjungfrau flüchtet vor einem Raubfisch unter den Schutz
eines Fischers, der bereits rettend seine Harpune erhoben hat. Die Nutzer
der benachbarten Mc - Graw - Kaserne hielten den Brunnen nicht instand.
Die Figur der Meerjungfrau wurde beschädigt, der Raubfisch entwendet.
Der Fischer verlor den größten Teil seiner Harpune und begrüßt
heute die Besucher am Eingang der SWW. Eine Rekonstruktion der alten
Anlage war weder technisch noch wirtschaftlich sinnvoll. Die SWW wünschte
jedoch seit langem, ihren Sinnesgarten durch das belebende Element Wasser
zu ergänzen und einen Brunnen zu errichten, der den speziellen
Anforderungen sehgeschädigter Menschen entspricht. Das Engagement
der Besucher eines Benefizkonzerts der BMW Niederlassung München
ermöglichte dieses ehrgeizige Projekt, bei dem der Pariser Künstler
Francois Baschet den Entwurf lieferte und die Ebersberger Kunstschmiede
Bergmeister die Realisation übernahm. Raumklang ist eines der großen
Themen der Kunst des 20. Jahrhunderts und die Brüder Francois und
Bernard Baschet haben dazu einen markanten Beitrag geliefert. Für
Erik Satie war Musik wie das Mobiliar Bestandteil eines Raumes - eben
"Möbelmusik". Das Stück "4´33´´"
von John Cage enthält keine einzige Note, sondern arbeitet mit
zufälligen Geräuschen, die das Publikum erzeugt. In den 50er
Jahren entstanden die ersten Klang - Skulpturen und zu deren Pionieren
zählen nebst Harry Bertoia und Jean Tinguely die Brüder Baschet.
Die Baschets experimentierten mit verschiedenen Resonanzkörpern
und wählten oft eine Kombination aus Glas und Metall - in der Tradition
des von Chladni um 1800 entwickelten Euphons. (Michel Deneuve spielte
zur Eröffnung auf diesem von ihm verfeinerten "Cristal"
- Instrument). Harmonischer Klang und künstlerische Form gehen
hier eine reizvolle Verbindung ein und machten diese avantgardistischen
Klangobjekte zum Mittelpunkt vielbeachteter Ausstellungen. Denn im Gegensatz
zu herkömmlichen Museumsstücken wird der Besucher ausdrücklich
zum Berühren, also Musizieren, aufgefordert. Eine weitere Dimension
gewann das Werk der Brüder durch die Zusammenarbeit mit Filmemachern
wie Cocteau ("Orphee"). Seit den 70er Jahren erzielen die
"Sculptures sonores" auch spektakuläre Erfolge in der
Arbeit mit sozial schwachen Jugendlichen und Behinderten.
Die am 08. Juli 2004 eröffnete SWW - Brunnenanlage ist der Mittelpunkt
im neu gestalteten Sinnesgarten (nicht nur) für blinde und sehbehinderte
Menschen. Sitzgelegenheiten rund um das fünf Meter große
Wasserbecken laden zum Verweilen ein, um zu erfahren, wie die Klangskulpturen
das Element Wasser auf vielfache Weise in Bewegung halten. Für
dieses beglückende Erlebnis sorgt eine ausgeklügelte Technik.
Sechs auf Federstab montierte Edelstahl - Trichter füllen sich
in unregelmäßigen Abständen mit Wasser. Mit zunehmender
Füllmenge kippen diese großen Blütenkelche zur Seite
und ergießen sich in stilisierte Schalen. Im Jahr 2005 kamen drei
Klangschalen hinzu, deren Glockenschlag auf gleiche Weise ausgelöst
wird. Zwei zusätzliche Wasserzuläufe verstärken die akustischen
und taktilen Reize für Sehbehinderte und geben ihnen eine gute
Orientierungsmöglichkeit. Der Clou der Installation: Die Besucher
schaffen sich ihre eigene Klangkulisse. Dafür stehen drei Schaltelemente
mit fünf Tasten zur Verfügung, die Druckluft durch Pfeifen
zwischen den Blütenkelchen leiten und weitere Naturtöne erzeugen.
Die Brüder Baschet sahen in den von ihnen entwickelten Klangskulpturen
stets Instrumente der Selbsterfahrung und zur Durchsetzung menschlicher
Würde. Es ist diese Philosophie künstlerischer Kreativität,
die einen solchen Klangbrunnen für die SWW so wertvoll macht."