"GESCHICHTSBRUNNEN"
AM PFANZELTPLATZ |
|
Bilder
und Videos aufgenommen am 26.04.2021 |
|
Der
"Geschichtsbrunnen" steht auf dem Pfanzeltplatz im Stadtbezirk
16 - Ramersdorf - Perlach. Der Brunnen hat ein achteckiges Brunnenbecken
mit einer etwa vier Meter hohen, achtkantigen obelisken Brunnensäule
in der Mitte. Der obere Meter der Säule zeigt auf seinen vier breiteren
Seitenflächen Reliefs, die in die schmaleren Flächen hineinreichen.
An vier Kanten, weiter unten, setzen die vier Trinkwasser - Auslässe
in erreichbarer Schöpfhöhe an. Das große Brunnenbecken
ist zusammengesetzt aus acht ca. 25 cm starken, 2 m langen und 1 m hohen
Muschelkalkstein - Platten. Auf vier der Platten, in Sichtfeldern von
90 x 190 cm, sind ebenfalls Reliefs eingemeißelt und auf den anderen
vieren 8 - zeilige Kurzinformationen zu den Daten. Es ist ein erfrischender
und zugleich lehrreicher Brunnen mit sprechenden Bildern und zahlreichen
Texten über einen langen Zeitraum der Geschichte Perlachs. Dargestellt
wird u.a. ein mittelalterliches "Ehhaft", ein Badehaus, das
hier einmal stand, sowie ein Zuber, in dem der Mann bereits sitzt und
die Frau (ebenfalls unbekleidet) zusteigt. Erwähnt wird die Not der
Opfer von Krieg und Vertreibung während des Dreißigjährigen
Krieges. So wurde München im Jahre 1632 von dem Schwedenkönig
Gustav Adolf "gebrandschatzt"; d.h. es konnte sich mit der Stellung
von Geiseln und zusätzlich mit sehr viel Geld vom Angezündetwerden
freikaufen. Alle umliegenden Dörfer jedoch wurden damals niedergebrannt,
so auch Perlach. Damit hatten die "Evangelischen" keinen guten
Eindruck hinterlassen. So richteten sie erst 169 Jahre später ihre
Bitte um Zuzugsgenehmigung nach München an die bairische Königin
Karoline, zweite und evangelische Ehefrau von König Max I. Joseph,
auf dessen Machtwort hin die Protestanten erstmals 1801 in München
Bürgerrecht erhalten konnten und die Stadt nicht mehr vor Mitternacht
verlassen mussten. Im Jahr 1816 dürfen die "Pionier - Protestanten"
dann auch in Perlach zuziehen und hier ihre am 9. September 1849 eingeweihte
Pauluskirche am Hachinger Bach errichten. Nach Eingemeindung von Perlach
1930, ist sie, nach der ehemals am Stachus erbauten, 1833 eingeweihten,
1938 abgerissenen und nach dem Krieg (1953 – 1957) am Sendlinger
- Tor - Platz "im Stil der Zeit" neu errichteten Matthäuskirche
des Landesbischofs, die zweitälteste evangelische Kirche Münchens.
Aber noch weit ältere Daten sind in die Brunnentexte eingemeißelt:
790 schenken der Priester Icho und der Diakon Kerolt ihr Gut Peraloch an Freising. Fürsten jagen 1530 auf der Perlacher Haid. 1634 wütet die Pest. 1830 werden die Klostergüter enteignet. 1804 wird St. Georg, die Unterbiberger Filialkirche errichtet. "Saliter" gewinnen in Perlach bairischen Salpeter und sorgen bis 1860 für das seit 1825 nunmehr ypsilon - bayerische Schießpulver. Viel besucht und vielbespielt steht hier dem Bürger ein "Lebendiges Wasser" auf seinem Platz zur Verfügung. Der Brunnen wurde 1991 von dem Bildhauer Karl Oppenrieder (1923 - 2017) geschaffen. Es handelt sich hier um einen städtischen Brunnen. |
|
Zurück
zu G |
|
©
by koalamuc.de 2021 |