"MANNEKEN
PIS" |
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Bilder
und Videos aufgenommen am 28.06.2023 |
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Das "Manneken
Pis" im belgischen Brüssel ist wohl das bekannteste Wahrzeichen
der Stadt nebst dem Atomium. Die 61 Zentimeter hohe Bronzestatue an der
Ecke rue de l’Étuve / Stoofstraat, rue des Grands Carmes
/ Lievevrouwbroerstraat und rue du Chêne/Eikstraat wurde 1619 von
dem Brüsseler Bildhauer Jérôme Duquesnoy geschaffen.
Das Motiv des wasserlassenden Knaben als Drolerie war zu dieser Zeit im
Herzogtum Brabant schon seit Jahrhunderten bekannt. Schon für das
15. Jahrhundert ist das Standbild eines pinkelnden Jungen belegt. Die
spätere Bronzefigur wurde wiederholt gestohlen und schwer beschädigt;
die heutige Statue ist eine Kopie aus dem Jahr 1965. Das Original soll
im Kaufmannshaus Maison du Roi am Grand - Place / Grote Markt aufbewahrt
sein. Während Forschungen zu einer Doktorarbeit über das Wahrzeichen
kamen jedoch Zweifel an der Echtheit auf. Die ehemalige Studentin Geraldine
Patigny vermutete, dass nach dem Diebstahl 1817 eine Kopie aufgestellt
wurde. Die Statue wurde 2015 dahingehend genau untersucht und wird auf
einem goldenen Sockel platziert ausgestellt. Ein Text aus dem Jahr 1388
im Archiv der Brüsseler Kathedrale St. Michael und St. Gudula erwähnt
bereits eine kleine steinerne Statue namens „Julianekensborre“
an einem Brunnen Ecke rue de l’Etuve und rue du Chêne. Zu
dieser Zeit existierten in Brüssel sehr viele solcher Brunnen, die
die Stadt mit Trinkwasser versorgten. Der Name „Manneken Pis“
tauchte erstmals um 1450 in Texten des Brüsseler Stadtarchivs auf.
Im März 2019 wurde bekannt, dass der Manneken Pis nicht wie die Mehrzahl
der Brunnen über einen geschlossenen Wasserkreislauf verfügt,
wovon fälschlicherweise ausgegangen wurde. Seit seiner Aufstellung
im Jahr 1619 habe die Statue somit täglich zwischen 1500 und 2500
Liter Trinkwasser in den Kanal geleitet. Die Stadtverwaltung Brüssel
reagierte mit der Schaffung eines geschlossenen Systems. Die Statue wird
von Zeit zu Zeit eingekleidet. So posiert sie beispielsweise bei Länderspielen
im Trikot der belgischen Fußballnationalmannschaft oder wird an
den Geburtstagen von Elvis Presley oder Wolfgang Amadeus Mozart entsprechend
verkleidet. Am Welt - AIDS - Tag wird sie mit Kondomen bestückt.
Es gibt mehr als 950 verschiedene Kostüme. 1698 begann der damalige
habsburgische Generalstatthalter der Spanischen Niederlande Maximilian
II. Emanuel mit der Kostümierung. Nachdem Jacques Stroobants mehr
als 20 Jahre für die Kostüme verantwortlich war, übernahm
im Mai 2005 Jean - Marc Ahim diese Aufgabe. Dem ging ein heftiger Streit
der Stadt Brüssel mit seinem Vorgänger voraus. Anfang Februar
2017 öffnete wenige Meter neben dem Brunnen das neue Museum GardeRobe
MannekenPis, das 133 von nunmehr über 950 Kostümen zeigt. Kurator
ist Gonzague Pluvinage. Wer dem Manneken ein Kostüm schenken will,
muss einen Antrag beim Bürgermeister - und Schöffenrat der Stadt
Brüssel stellen, eine Kommission prüft aufgrund von Regeln,
die eine Gestaltung für politische, religiöse oder kommerzielle
Zwecke verbieten. Auch als diplomatisches Geschenk erhält der Manneken
Pis immer wieder neue Kostüme: Japan führt die internationale
Rangliste mit 18 überreichten Gewändern an. Am Tag meines Besuchs
war die Figur als Schäfer verkleidet. Ein Blick auf das Brunnenbecken
war wegen der grünen Abdeckung, die die Weide für die Schafe
darstellen soll, leider nicht möglich. |
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