DER SCHÄFFLERTANZ
   
   
   
   
   
   
   
   
   
HINWEIS IN EIGENER SACHE: Die Bilder sind an verschiedenen Stellen und mit unterschiedlichem Datum aufgenommen worden. Die ersten fünf Bilder entstanden bei den "Riem Arcaden" (26.01.2019), Bilder Nr. 6 bis Nr. 8 am "PEP" Einkaufszentrum (01.03.2019) und das letzte Bild wurde am 07.05.2022 vor der Münchner Frauenkirche gemacht. Die Videos wurden allesamt ebenfalls am 07.05.2022 vor der Münchner Frauenkirche aufgenommen.
   
Der Schäfflertanz ist ein Zunfttanz der Schäffler (Fassküfer, Fasshersteller), die zu Musik festgelegte Figuren tanzen. Er entstand ursprünglich in München. Ab 1830 verbreitete sich der Brauch durch wandernde Schäfflergesellen auch außerhalb Münchens und ist heute in vielen Orten im altbayerischen Raum üblich. Am Schäfflertanz durften ursprünglich nur unverheiratete Schäfflergesellen mit einwandfreiem Leumund teilnehmen, nicht jedoch Schäfflermeister oder deren Söhne. Erst ab den 1960er-Jahren mussten verheiratete und berufsfremde Tänzer zugelassen werden, um die Tradition aufrechterhalten zu können. Neben den Tänzern gibt es Vortänzer, Fassschlager (die mit Hämmern auf Fässer schlagen), Spaßmacher („Kasperl“, die zum Beispiel die Lokalprominenz „derblecken“) und Reifenschwinger. Die Reifenschwinger schwingen Holzreifen, in denen auf einer kleinen Verdickung ein volles Wein- oder Schnapsglas steht (manchmal gar zwei oder drei), ohne etwas daraus zu verschütten. Abgesehen von den Spaßmachern, die ein buntes Kostüm tragen, sind alle in das Schäfflerkostüm mit schwarzen Schuhen, weißen Kniestrümpfen, schwarzer Kniebundhose, Schurzleder, roter Jacke und grüner Kappe mit weißem Federbusch gekleidet. Die Tanzgruppen geben teilweise über 20 Vorstellungen am Tag. Bei der letzten Vorstellung der Saison wird nachts mit Fackeln getanzt, einer oder mehrere der Tanzreifen werden zerbrochen und ins Publikum geworfen. Erstmals nachgewiesen ist der Münchner Schäfflertanz für das Jahr 1702. Es gibt eine Entstehungslegende, wonach der Tanz in München erstmals 1517 während einer Pestepidemie aufgeführt worden sein soll, um die Bevölkerung, die sich aufgrund der Pest kaum mehr auf die Straße traute, zu beruhigen und das öffentliche Leben wieder in Gang zu bringen. Diese Legende dürfte aber erst im 19. Jahrhundert entstanden sein. So wird bezweifelt, dass es 1517 in München überhaupt eine Pestepidemie gab, da die Sterberegister für dieses Jahr keine auffälligen Todesraten aufweisen. Der ursprüngliche Aufführungsturnus ist unklar. Seit 1760 wird das Schauspiel alle sieben Jahre – zuletzt 2019, das nächste Mal turnusgemäß wieder 2026 – zur Faschingszeit aufgeführt. Im Mai 2022 gab es zusätzlich als Zeichen gegen die COVID-19-Pandemie in Deutschland eine Sonderedition „Schäfflertanz für das Leben“. Warum alle sieben Jahre, ist nicht sicher geklärt; Vermutungen zielen auf ein verstärktes Auftreten der Pest alle sieben Jahre hin, die man durch den Tanz eindämmen wollte, auf die Sieben als Glückszahl oder auf Herzog Wilhelm IV., der den Schäfflern das Recht gab, alle sieben Jahre ihren Tanz aufzuführen. Demnach hätte die herzogliche Anordnung ein Überhandnehmen der Feste verhindern sollen, zumal auch viele andere Zünfte ihre traditionellen Feste hatten. Der Schäfflertanz ist sowohl im Glockenspiel am Münchner Neuen Rathaus als auch in einem der Reliefs am sogenannten Wurmeck dargestellt. Ferner befinden sich am Schäfflereck (der Kreuzung von Schäffler-, Wein- und Theatinerstraße) zwei einzelne Schäfflerfiguren in traditioneller Tänzertracht als Hauszeichen.
   
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